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Nach zwei Wochen Training und einem rennfreien Wochenende holte ich mir den letzten Schliff für eines meiner ersten Saison-Highlights im österreichischen Haiming. Viele Wurzeln und teils sehr steile Anstiege prägten die natürliche, technische Strecke – ähnlich wie beim bevorstehenden ersten Saisonhöhepunkt. Die Hauptprobe glückte: In einem international stark besetzten Feld konnte ich beim Hors Class Rennen um eine Top5 Platzierung mitkämpfen. Am Schluss fehlte mir aber ein wenig die «Extra-Power» und so erreichte ich das Ziel auf dem 6. Rang.
Und nun ist es endlich so weit: Mein erster Weltcup dieser Saison steht vor der Tür! Und es wartet erst noch eine meiner Lieblingsstrecken auf mich. Allgemein verbinde ich sehr viele positive Emotionen mit dieser Destination. Nicht unbedingt resultatmässig, doch die Tschechischen Fans wissen, wie Stimmung machen! Die Wetteraussichten sind allerdings nicht sehr berauschend.
Frohen Mutes trete ich am sehr frühen Donnerstagmorgen die Reise nach Nové Město na Moravě (CZE) an. Kaum angekommen und das Mittagessen fertig gespeist, geht es auch schon zur ersten Streckenbesichtigung. Noch ist das Wetter sonnig und die Strecke trocken.
Doch der Boden ist weicher als auch schon und somit fährt es sich aktuell nicht ganz so schnell wie in den letzten beiden Jahren. Die Strecke ist mehrheitlich gleich geblieben, doch sie ist teilweise weiter abgesteckt, sodass es wieder ganz neue Linienoptionen gibt – nebst dem, dass sich die Strecke resp. die Linien von Natur aus von Zeit zu Zeit etwas ändern.
Zudem sind bei Start/Ziel eine neue Welle und danach ein paar kleine Sprünge, teilweise mit «Gaps» (Lücke bis zur Landung) eingebaut. Auf der ersten Runde fahre ich mit Vorsicht über die neuen Sprünge, um bei Bedarf anhalten und sie vor der ersten Testfahrt anschauen zu können. Der erste Sprung ist kein Problem. Der zweite sieht zuerst gleich aus, bis ich realisiere, dass dies bereits ein Gap-Sprung ist und vor der Landung eine grössere Lücke aufklafft als gedacht. Tja, unterdessen habe ich aber doch etwas mehr Tempo und die Lücke ist erst sehr spät zu erkennen. Ich realisiere etwas spät, dass ich hätte abziehen (aktiv abspringen) müssen. Zum Anhalten wird es etwas knapp, aber das Tempo reicht vermutlich trotzdem nicht, um die Lücke zu überspringen. So droppe (springe) ich und rolle gleichzeitig so halb über den Sprung. Gerade noch einmal Glück gehabt! Spätestens jetzt bin ich auch wach und springe nachher alles ohne Probleme. Eine weitere Neuerung ist ein frisch gebauter Rockgarden, zusätzlich zu jenem kurz vor dem Ziel. Wir testen unterschiedliche Linien.
Welche sind schneller, wo kann mehr Energie gespart werden resp. kann ich mich mehr erholen, welche sind weniger defektanfällig?
Nach einem kleinen Snack geht es erstmals zur Unterkunft, unter die Dusche und dann steht Physio auf dem Programm.
Wisst ihr, auf was ich mich auch immer besonders freue, beim Weltcup? Am Donnerstagabend gibt es jeweils exquisite, von Ändu selbstgemachte Spätzli mit Sommergemüse – einfach köstlich!
Am Freitagmorgen sitze ich auf dem Bett und schaue aus dem Fenster. Tropft es da nicht vom Blatt herunter? Ich beuge mich zum Fenster und sehe, dass es draussen bereits in Strömen regnet. Niederschlag war eigentlich erst für später angesagt gewesen, zumindest starker Regen. Heute gilt es also zu schauen, wie sich die Strecke bei diesen Bedingungen entwickelt und mögliche Anpassungen bei der Linienwahl vorzunehmen. Wir sind im Nu platschnass.
Die Strecke verändert sich von Runde zu Runde. Innerhalb einer gefahrenen Runde bildete sich ein riesiger – und vor allem tiefer – See mitten auf der Strecke. Auf den Steinen ist die Haftung erstaunlich gut, der Boden und die Wurzeln sind allerdings etwas rutschiger.
Von Runde zu Runde fahren wir andere Linien, um noch Grip zu finden, da der Boden immer rutschiger wird, insbesondere dort, wo er befahren wird. Vor dem Ausfahren muss ich mir oben eine trockene Schicht anziehen. Nach der Streckenbesichtigung bin ich froh, wieder trockene und warme Kleider anziehen zu können.
Bis ich umgezogen bin, sind – Mechaniker sei Dank! – Schuhe und ein Teil der Kleider bereits grob mit dem Hochdruckreiniger gereinigt.
Samstags scheint wieder vermehrt die Sonne. Ich möchte mir nach dem Verfolgen des Shorttracks an verschiedenen Stellen der Strecke einen Eindruck machen, wie sich die Strecke bis jetzt verändert hat und was für aktuelle Bedingungen vorherrschen. Ich werde des Streckenrandes verwiesen, da ich nicht am Trainieren sei. Genauer genommen befand ich mich nicht auf der Strecke, sondern in dem Bereich, wo Zuschauer nicht erlaubt sind, aber Team-Angehörige sowie Media-Leute sich aufhalten dürfen – zwischen Zuschauer-Bereich und der Rennstrecke. Training mit den Augen sei nicht erlaubt, ich müsste ein Bike dabeihaben – und wohl noch Trainingskleider… Dann schaue ich mir das Geschehen auf der Strecke halt von ein paar Metern weiter entfernt an.
Am Sonntag, um 10.15h wechselt das Startsignal auf grün. Das Tempo ist zu Beginn der Startrunde hoch und der Weg nicht frei, wo ich durch möchte. Es gelingt mir nicht wie gewünscht, Ränge gutzumachen. Beim Rockgarden vor Start/Ziel kommt es, wie leider üblich, zum Stau. Es kommen welche auf die glorreiche Idee mit Tempo vorbeirauschen zu wollen – anstatt in Reih und Glied über den Rockgarden zu fahren, bauen selbst fast einen Unfall und zwingen mich durch ihr Manöver definitiv vom Bike. Dadurch verliere ich wieder Positionen und es entstehen Lücken, sodass ich keinen Anschluss an eine Gruppe habe und auf der Start-/Zielgeraden von Windschatten hätte profitieren können. Beim «never ending climb», einem langen und steilen Anstieg mit sehr vielen Wurzeln – welche teilweise immer noch etwas rutschig waren –, fährt eine Fahrerin vor mir Zickzack und mehrfach sehr knapp vor meinem Bike, bis sie mein Rad touchiert und ich vom Bike muss. Auch eine Art die Konkurrenz auszubremsen, welche gerne schneller gefahren wäre…
Also renne ich den Anstieg hoch und mein Ziel ist somit klar: Bis zur nächsten Runde muss ich vor dieser Fahrerin sein. Runde für Runde arbeite ich mich weiter nach vorne. In der drittletzten Runde drehe ich nochmals auf.
«Dong!», ertönt es, als ich Ende fünfter Runde in den einen Rockgarden einbiege. «Dies hat weniger gut getönt. Hoffentlich habe ich nur mit dem Dämpfer durchgeschlagen und nicht mit dem Rad.» Ich fahre unbeirrt weiter, muss aber schon bei den nächsten Kurven feststellen, dass sich das Fahren und Steuern nicht mehr gleich anfühlt. Ich verliere im vorderen Reifen Luft. So muss ich bei jeder Bodenwelle, Kurve und der Brücke vor Start/Ziel vorsichtig fahren. Unterdessen überholt mich Yana Belomoina wieder. Auf dem Teer stelle ich aber fest, dass es noch relativ gut rollt. Ich trete wie wild in die Pedale und signalisiere dem Team-Staff in der Techzone, dass ich einen vorderen Platten eingefangen habe. Fast komme ich wieder an Yana heran, muss die lange 180°-Kurve aber sehr langsam und vorsichtig fahren. In der Techzone empfängt mich Sevi bereits mit dem neuen Rad. Ich halte an. Fahrerin um Fahrerin rauscht an mir vorbei. Dank einem schnellen Radwechsel – Danke, Sevi! – bin ich aber im Nu wieder auf der Strecke. Nun gibt es nur eines: Die bereits einmal überholten Fahrerinnen wieder einsammeln und Vollgas fahren!
Die Aufholjagd beginnt von Neuem! Ich komme den Fahrerinnen wieder näher und kann sie erneut überholen.
In der letzten Runde gelingt mir sogar die viertschnellste Schlussrundenzeit aller Fahrerinnen und kann mir so doch noch einen 21. Rang sichern!
Leider hat es um drei Sekunden nicht in die Top20 gereicht, aber mit dem 21. Rang war ich knapp dran und konnte trotzdem eine neues persönliches Bestresultat im Weltcup herausfahren! 😊
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