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Obwohl ich wusste, dass ich nach dem harzigen Winter mit mehreren krankheitsbedingten Pausen zu Beginn der Saison noch nicht bereit sein werde, erschrak ich im ersten Rennen dann doch, wie weit entfernt ich mich von meiner letztjährigen Form und meinen Zielen befand. Dementsprechend enttäuscht war ich. Doch rechtzeitig zur Weltcupsaison finde ich zumindest wieder zu meiner alten Form von 2022 zurück und konnte diese in Chur mit einem 11. Platz in einem Weltklasse-Feld unter Beweis stellen. Das Rennen in Chur hat mir wieder viel Selbstvertrauen gegeben, gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Weltcup in der darauffolgenden Woche. Dementsprechend positiv gestimmt mache ich mich auf den Weg nach Nové Město na Moravě (CZE), an den ersten Weltcup mit dem BiXS Performance Race Team.
Erstmals mit einem professionellen Team einen Weltcup zu bestreiten, ist eine neue Erfahrung für mich. Auch wenn ich schon mehrere Saisons im Weltcup dabei bin, muss ich mich zuerst an gewisse Dinge gewöhnen, bspw. viele Arbeiten und Verantwortung abgeben zu können. So bedarf meine bisherige Zeitplanung auch einer Anpassung: Anstatt das Bike bereit zu machen, steht nun Physio auf dem Programm – was für ein Luxus. 😉 So wird meine Flexibilität gefördert 😉, und ich bin sehr froh, nun Mitglied des BiXS Performance Race Teams zu sein.
Auf geht’s zur Streckenbesichtigung: Die Strecke ist etwas anders gesteckt und enthält ein paar neue Abschnitte. Auch während den Trainings verändert sich die Strecke ständig; es gibt immer wieder neue Linien und es können nicht einfach die vom letzten Jahr übernommen werden.
Die Strecke im tschechischen Tannenwald ist trotz – oder gerade aufgrund – der vielen Wurzeln am Donnerstag beim Training sehr flowig zu fahren und macht unglaublich Spass!
Gewisse Stellen auf dem Boden des Tannenwalds sind rutschig zum Fahren, weil die Erde und Nadeln etwas lose sind. Insgesamt ist die Strecke bei trockenen Bedingungen aber sehr schnell.
Sonntag, 12 Uhr – endlich startet die Weltcup-Saison! Trotz Sturz vor mir kann ich bis zur ersten technischen Abfahrt in der Startrunde etliche Plätze gut machen, nachdem ich erneut weit hinten starten musste. Die Start-/Ziellinie überquere ich nach der Startschlaufe auf dem 33. Rang, mit knapp 1min Rückstand auf die Spitze. Kurz nach Start/Ziel kann ich die Lücke zur vorderen Gruppe schliessen.
Um dem Risiko aus dem Weg zu gehen, falls die vordere Fahrerin im Rockgarden stürzen sollte, fahre ich fast jede Runde eine andere Linie.
Seit Donnerstag hat sich die Strecke nochmals etwas verändert: Es gibt mehr Unebenheiten vom Bremsen und die Wurzeln kommen noch mehr zum Vorschein. Für das Bike kein Problem – dies arbeitet weiterhin schön über all die Wurzeln und Steine. Nur sind die Muskeln so am Limit und erschöpft – der Körper lechzt nach Sauerstoff und die Muskeln werden langsam träge, zu träge für die schnell hintereinander folgenden Wurzeln – dass die Strecke sich trotz super Federungs-Einstellung nicht mehr so flowig anfühlt. Beim Never Ending Climb – einem Anstieg mit vielen Wurzeln – hüpfe ich nur so auf dem Sattel rum. Die Abfahrten machen dennoch riesig Spass!
Ich fahre lange in einer kleineren Gruppe, wobei mal eine Fahrerin schneller fährt, dann wieder eine andere. Lange kommt die ganze Gruppe aber immer wieder zusammen.
In den Abfahrten fahre ich immer wieder zu den Fahrerinnen auf und würde gerne schneller fahren, komme aber nicht vorbei. Also nutze ich die Zeit zur Erholung. Ich fahre einmal aber etwas nah hinter der vorderen Fahrerin und vergesse ganz, dass dort ja noch ein Baumstrunk ist. Als ich nach oben ziehen möchte, um mehr Schwung mitnehmen zu können, fahre ich prompt in diesen hinein bzw. springe halb darüber und kann einen Sturz gerade noch verhindern.
In einer späteren Abfahrt sehe ich aber meine Chance, wegzukommen: Ich wähle eine andere Linie, damit ich innendurch auf der eigentlich weniger schnellen Linie überholen könnte. Da ich schneller fahre als die Konkurrentin, komme ich eine Reifenbreite früher unten raus, wo die Linien wieder zusammenkommen und kann durchziehen. Die Lücke ist da, und ich nehme viel Schwung mit. Endlich kann ich die Bremsen offen lassen und meine Linien fahren.
In der letzten Runde gebe ich nochmals Vollgas: Vor mir tauchen zwei weitere Fahrerinnen auf. Eine überhole ich bereits im “Never Ending Climb”. Lange habe ich das Gefühl, ich käme nicht mehr an die nächste Fahrerin heran. Doch ich erhöhe das Tempo nochmals und nach der nächsten Abfahrt, im Aufstieg zur Tech-Zone, ist sie plötzlich relativ nahe. Ich gehe aus dem Sattel, schliesse zu ihr auf und fahre an ihr vorbei.
Nun gibt es nur noch eines: mit Vollgas bis ins Ziel. Die Lücke geht schnell auf. Allerdings signalisiert mir der Körper, dass ich langsam aber sicher über meinem Limit fahre. Oben angekommen, trinke ich nochmals, verschlucke mich dabei fast, weil ich so stark atme. Im letzten, aber sehr steilen Anstieg werden die Zuschauer plötzlich lauter: Oben angekommen, als ich um die spitze Kurve fahre, sehe ich auf einmal ein Trikot aufleuchten, aber nicht von der Fahrerin, die ich vorhin überholt habe!
Ich versuche nochmals zu beschleunigen und die Abfahrt mit vollem Risiko so schnell als möglich herunterzufahren. Obwohl ich nach dem letzten Rockgarden und den darauffolgenden Kurven gleich beschleunige, schafft es meine Verfolgerin, sich “anzusaugen” und im Windschatten zu fahren. Ich lanciere den Zielsprint. Plötzlich sehe ich das Vorderrad meiner Konkurrentin neben mir, doch zum Glück kann ich den 26. Rang ins Ziel retten!
Nach dem harzigen Saison-Start bin ich einigermassen zufrieden über dieses Resultat, so habe ich immerhin mein zweitbestes Weltcupresultat egalisiert und meine Form zeigt in die richtige Richtung. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass ich die 15.-schnellste letzte Rundenzeit aufgestellt habe.
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