Relativ kurzfristig hatte ich mich dazu entschieden, mit zwei Teamkollegen nach Vallnord (AND) zu reisen, um an meinem ersten Weltcup teilzunehmen – und mir damit einen Traum zu erfüllen. Müde von den letzten Tagen – ich befand mich mitten in der Prüfungsphase an der Uni – und der langen Reise erreichten wir La Massana.
Ein wenig nervös, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde, verliess ich am nächsten Morgen das Hotel. Mehrere grosse Teambusse befanden sich in unmittelbarer Nähe. Der Zeitpunkt war gekommen, um das erste Mal auf einer Weltcupstrecke zu trainieren! Allein machte ich mich auf Erkundungstour. Bei der ersten technischeren Stelle hielt ich an, damit ich mir diese genauer ansehen und dabei die anderen Athletinnen beobachten konnte. Im Gespräch mit anderen Athletinnen realisierte ich, dass diese ganz unterschiedliche Philosophien verfolgen. Einige investieren lieber zu Beginn einer schwierigeren Passage und kommen dafür weiter unten ohne Probleme durch, andere wählen lieber über die ganze Passage eine direktere und schwierigere Linie – mit erhöhtem Pannen- und Sturzrisiko.
Die Strecke befindet sich in alpinem Gelände, auf rund 1900 m.ü.M. – Vallnord ist die höchstgelegene Weltcupdestination. Die Strecke war sehr vielfältig: Einerseits hatte es anspruchsvolle Passagen mit Wurzeln und Steinen, andernorts sorgte ein tiefer Teppich aus Föhrennadeln für die technische Herausforderung. Da es sehr trocken war, wurde die obere, lose Schicht des Bodens bald relativ staubig und rutschig. Bereits bei der Besichtigung gefiel mir der Charakter der Strecke.
In den nächsten Tagen ging es vor allem darum, unterschiedliche Linien auszuprobieren, diese zu memorieren und v.a. immer schneller zu werden.
Der Downhill Weltcup-Zirkus gastierte ebenfalls in Vallnord. Im Gegensatz zu anderen Weltcup-Rennen hatten sie den Start auf gleicher Höhe wie die Crosscountry-FahrerInnen. Das Village mit allen Teamzelten und -einrichtungen war riesig: Von den Rennen in der Schweiz war ich mir dies nicht gewohnt und kam fast nicht mehr aus dem Staunen heraus! Vor allem die Downhill-Teams reisen z.T. mit grossen Lastwagen an und bauen darin eine halbe Wohnung auf – inkl. Sofa zum Relaxen. Da fragte ich mich manchmal, wie sie diese engen Kurven hinauf zum Village hochfahren konnten.
Am Renntag musste ich bereits um 8.30 Uhr am Start stehen, weshalb ich für dieses Rennen auch die Ernährung angepasst habe. Das beinahe rituelle Nudelessen konnte nicht stattfinden (sonst hätte ich um 3 Uhr aufstehen müssen 🙁 ). Kurz nach Sonnenaufgang stieg ich bereits auf mein Bike, um mich auf der Rolle einzufahren. Ich startete von der zweit hintersten Reihe in meinen ersten Weltcup. Am Start kam ich nicht so gut weg und stand bald auch schon im Stau. Ein paar Athletinnen gelang es trotzdem vorbeizufahren. So befürchtete ich, dass ich mich an zweitletzter Stelle befinden würde, nachdem ich auch noch einer gestürzten Athletin ausweichen musste – und startete die Aufholjagd. Bereits bei der steilen Skipiste konnte ich ein paar Konkurrentinnen überholen. Ab der zweiten Runde fuhr ich lange mit der Kanadierin Sophianne Samson zusammen, probierte diese in den Abfahrten zu attackieren – leider vorerst ohne Erfolg. In der letzten Runde versuchte ich dann im Anstieg mein Glück – und es gelang. Letztendlich überquerte ich die Ziellinie als 24. (zweitbeste Schweizerin). Mit diesem Resultat in meinem ersten Weltcup bin ich sehr zufrieden. 🙂
Mit der Höhe bekundete ich während dem Rennen erfreulicherweise keine merklichen Probleme, anders als während den Trainings. Die Abfahrten waren richtig cool. Die harten Aufstiege hingegen waren sehr energieraubend und liessen kaum Zeit zur Erholung.
Meinen ersten Weltcupeinsatz behalte ich in sehr guter Erinnerung. Es war wunderbar, die Stimmung, die Landschaft, die Strecke, einfach alles! Ich konnte mit dem Bike vom Hotel zur Gondelstation runterfahren und dann gemütlich mit der Gondel zum Renngelände. Es wurde einem sogar immer gleich das Bike abgenommen, man musste sich also nicht um den Transport des Bikes kümmern. Oben angekommen, standen die Männer schon wieder bereit, um das Bike abzugeben. Einen solchen Service hatte ich zuvor noch nie erleben dürfen! 😉
Zum Abschluss flog sogar noch ein Gänsegeier über das Renngelände! Schade, kann ich diesen Ausflug nicht an der Uni als Ornithologie-Feldkurs anrechnen lassen. 😉
Nun gilt es, sich wieder für weitere Prüfungen vorzubereiten…
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