Schlag auf Schlag ging es die letzten Wochenenden mit Rennen weiter, wobei ich vor lauter Vorbereitungen auf die jeweils anstehenden Rennen nicht dazugekommen bin, einzelne Blog-Beiträge zu schreiben. Daher folgen hier die Rennberichte in chronologischer Reihenfolge.
Bike Revolution Chur
Nach einer kurzen Rennpause und einigen Trainingsstunden startete ich mit dem Bike Revolution Rennen in Chur in den nächsten Rennblock. Gestartet wurde auf der Hauptstrasse mitten in der Stadt Chur. Danach führt die Strecke durch die malerische Altstadt, bevor die Strasse Richtung Arosa uns zum Wald führte. Erst nach rund 1km Aufstieg folgt die erste Singletrail-Abfahrt. Ein kürzerer Aufstieg am Rande der Altstadt führt uns wieder zurück Richtung Häuser. Es folgt eine Abfahrt über Treppen und Pflastersteine in der Altstadt.
Kurz vor dem Start werde ich erstmals mit einem GPS-Sender ausgestattet, welchen ich auf mir tragen muss, damit vereinzelte Fahrerinnen zusätzlich zur Live-Übertragung auch anhand des GPS verfolgt werden können. Ich weiss zwar nicht genau, anhand welcher Kriterien sie die Fahrerinnen auswählen, doch ich werte dies als positives Zeichen 😉.
Als wir zur Startaufstellung aufgerufen werden, befinden sich schon zahlreiche Zuschauer entlang der Hauptstrasse. Die Nervosität steigt, denn in den nächsten 15s kann jederzeit der Starschuss fallen. „Peng!“ Angefeuert von den Zuschauern sprinten wir los. Ich nutze die breite Strasse, um mich weit vorne einzureihen, bevor es schmaler wird. An fünfter Position nehme ich den langen Anstieg in Angriff.
Kurz bevor es zwischenzeitlich etwas enger wird, schlängelt sich Sina Frei vorbei, welche weiter hinten positioniert war. Beim „Bündner Egga“, einem kurzen sehr steilen Anstieg am Ende des langen Aufstiegs gibt es kurzzeitig etwas Rückstau, weil mehrere Fahrerinnen gleichzeitig vom Bike steigen. An siebter Position gehe ich in die erste Abfahrt, kann aber im nächsten Gegenanstieg wieder eine Konkurrentin überholen. Der kürzere Gegenanstieg zur „ÖKK Herzschlagrampe“ kam mir bei der Streckenbesichtigung allerdings nie so lange vor 🙈. Die Ziellinie überquere ich dann erstmals auf Rang 6, zusammen mit Nicole Koller, Steffi Häberlin und mit etwas Abstand Linda Indergand im Schlepptau.
Beim „Bündner Egga“ entscheide ich mich diesmal für die B-Linie, damit ich nicht rennen muss. Allerdings muss ich feststellen, dass diese Variante langsamer ist, denn Linda Indergand, welche die A-Linie zu Fuss bewältigte, hat mich nun einfach überholt. In der nächsten Runde kann ich in der Fläche etwas mit Nicole Koller zusammenarbeiten. Im langen Aufstieg habe ich nur ein Ziel vor Augen: Das Hinterrad von Nicole zu halten. Dies gelingt mir. Später gibt es zwischen der 7. und 10. Position, welche hart umkämpft sind, viele Wechsel. Ständig versucht eine Fahrerin die anderen zu distanzieren.
Vor lauter Fokus auf die Fahrerinnen vor mir und die hart umkämpften Positionen, vergesse ich ganz, mich wie geplant zu verpflegen 🙈. Das Rennen beende ich schlussendlich auf dem 8. Rang.
Swiss Bike Cup Savognin
Bei der Streckenbesichtigung des Swiss Bike Cups in Savognin ist es mit der Zeit nass und kalt. Die Strecke ist bereits rutschig, und der andauernde Regen verwandelt die Strecke innert kürzester Zeit zu einer reinen Rutschpartie mit praktisch unfahrbaren Abschnitten.
Aufgrund der Verhältnisse wird die Strecke bis zum Start etwas angepasst bzw. bearbeitet. In der Startrunde schlägt die Italienerin Chiara Teocchi ein sehr hohes Tempo an. Ich habe mir doch vorgenommen, nicht zu schnell zu starten! Da die anderen Fahrerinnen nervös werden und versuchen mitzugehen, bleibt mir jedoch nicht viel anderes übrig, als mich an die Fersen von Chiara Teocchi und Rebekka Estermann zu heften. Ansonsten droht die Gefahr, hinter anderen Fahrerinnen ausgebremst oder blockiert zu werden. In der Waldabfahrt wähle ich eine direktere Linie als Rebekka. Da sie in der Kurve etwas Mühe bekundete, kamen wir genau gleichzeitig unten an, wo die beiden Linien zusammenkommen. Aufgrund der Steilheit und der nassen Wurzeln habe ich keine Chance zum Stillstand zu kommen, weshalb wir ineinander fahren 🙈… Zum Glück ist es eine Rennstrecke, ansonsten würde es noch heissen: „Nicht beherrschen des Fahrzeuges“ 😉! So ging eine kleine Lücke auf. Plötzlich kam Ramona Forchini angerauscht, welche ein technisches Problem hatte und danach wie entfesselt dem Sieg entgegenfuhr. In der zweiten Runde kann ich im Anstieg zu Chiara Teocchi aufschliessen und sie überholen.
Danach liefere ich mir einen Zweikampf mit Rebekka Estermann, kann sie aber im ersten Anstieg der dritten Runde überholen und distanzieren.
Die Ziellinie überquere ich auf Rang 2 und stehe somit erstmals bei einem Swiss Bike Cup auf dem Podest der Top 3.
Nach der Siegerehrung der Tageswertung werde ich überraschenderweise gebeten, gleich oben zu bleiben. Denn ich bin neue Leaderin des Swiss Bike Cups und darf nun das gelbe Leader-Trikot tragen! 😊
Weltcup Albstadt (GER)
Die Vorfreude auf den für mich ersten Weltcup dieser Saison ist riesig! Von den ersten Rennen dieser Saison weiss ich, dass die allgemeine Form stimmen sollte. Ich fuhr zwar bereits eine vollständige europäische Weltcupsaison bei der Elite, doch erstmals gelten keine Zuschauerbeschränkungen. Ich bin gespannt, was für eine Atmosphäre mit den vielen Zuschauern im berühmten Bullentäle herrschen wird.
In der Woche vor dem Weltcup in Albstadt gab es teilweise starke Niederschläge. Auch am Donnerstagmorgen regnete es. Dementsprechend rutschig war die Strecke bei der ersten Streckenbesichtigung. Insbesondere die Holzbretter beim „Devil‘s Corner“ mit der darauffolgenden Abfahrt ist immer etwas heikel und herausfordernd bei diesen Verhältnissen.
In den nächsten Tagen vermag die Strecke weitestgehend abzutrocknen, nur im Bereich um den „Devil’s Corner“ ist es noch nass. Das Crosscountry-Rennen am Sonntag nehme ich von Startposition 67 und als eine der letzten Fahrerinnen in Angriff. Bis zum ersten Anstieg gelingt es mir kaum, Positionen gutzumachen. Sobald der Anstieg etwas breiter ist, kann ich ein paar Konkurrentinnen überholen, indem ich den etwas beschwerlicheren Weg am Rand der Strecke in Kauf nehme. Im Dual Slalom kommt es zum Stau, weshalb ich vom Bike und rennen muss. Ich kann aber ein paar Ränge gutmachen, weil ich eine etwas andere Strategie gewählt habe und bis in die Ebene renne, wo ich einfacher aufs Bike aufspringen kann.
In der ersten Abfahrt habe ich dann aber eine Fahrerin vor mir, welche hinunterschleicht. Mit der Zeit wird mir auch klar weshalb: Sie hat einen Plattfuss. Ich kann sie aber schlecht überholen resp. sehe es eine Zeitlang als zu riskant an, da die Abfahrt sehr kurvig ist.
Als ich endlich vorbeikann, schliesse ich sogleich die Lücke zu den vorderen Fahrerinnen und nutze meine Chance, in der Tech- und Feed-Zone gleich mehrere Fahrerinnen zu überholen.
Ich investiere zu Beginn sehr viel. Im zweiten Aufstieg schiesst es mir kurz durch den Kopf: „Wie soll ich dieses Tempo durchstehen; ich bin erst auf der ersten Runde – sogar erst auf der Startrunde und habe noch 5 ganze Runden zu fahren!“ Doch dieser Gedanke ist schnell wieder vergessen und schon schnappe ich mir die nächste Fahrerin. Auf Position 50 fahrend überquere ich nach der Startrunde die Start-/Ziellinie.
Angefeuert von vielen Zuschauern im Bullentäle mache ich Runde für Runde Ränge gut.
Zweimal kann ich gerade noch zwei stürzenden resp. gestürzten Konkurrentinnen ausweichen. In der dritten Runde schwindet langsam meine Energie. Nach der Einnahme eines Gels kann ich dann aber nochmals aufdrehen und weitere Ränge gutmachen. Angespornt durch die positiven Zurufe meines Trainers und meines Betreuers gelingt es mir, die Gruppe vor mir einzuholen und zu überholen. In der letzten Runde hole ich nochmals alles aus mir heraus. Im letzten Anstieg sehe ich mehrere Fahrerinnen vor mir und versuche mir noch Fahrerin um Fahrerin zu schnappen. Kurz vor der Abfahrt befindet sich noch Sandra Walter vor mir. Eigentlich war ich bereits komplett blau 🤢, doch ich wollte sie unbedingt noch vor der Abfahrt überholen, um allenfalls bereits dort eine Lücke aufreissen zu können.
Dies gelingt mir auch, doch sie macht sich ganz klein und kann im Windschatten in der Ebene nochmals zu mir aufschliessen. Ich attackiere gleich aus der letzten Kurve heraus und sprinte so zum 29. Rang – meinem ersten Top-30-Resultat bei einem Elite-Weltcup! In den letzten beiden Runden gelang es mir sogar Top-20-Rundenzeiten herausfahren.
Weltcup Nové Město na Moravě (CZE)
Wer hätte es nach den letzten drei Weltcups in Nové Město na Moravě (CZE) gedacht?! In NMNM kann es auch trocken, ja sogar staubig sein! Nach den letzten beiden Jahren in NMNM kann ich die Strecke erstmals bei trockenen und staubigen Bedingungen fahren – ein ganz anderes Erlebnis: flowig und schnell – das Bike fliegt nur so über die Strecke. Die Strecke macht auch bei rutschigen Bedingungen Spass, obwohl es manchmal ein Kampf ist mit den vielen Wurzeln und Steinen. Bei trockenen Bedingungen bereitet die Strecke aber einfach nur Freude 😍! Natürlich verlangen einem die steilen Aufstiege alles ab und wenn man müde ist, stellen die vielen, grossen und kräfteraubenden Wurzeln beim „Never Ending Climb“ eine grosse Herausforderung dar. Denn dort fühlt man sich mehr wie ein Gummiball und hüpft nur so auf dem Sattel rum 😅. Am liebsten würde ich am Donnerstag bei der Streckenbesichtigung ganz viele Runden fahren, so hoch ist der Spassfaktor auf dieser Strecke bei den Bedingungen. Da fällt es mir fast schwer, meine Kräfte für Sonntag zu sparen 🙈.
Ich freue mich enorm auf den zweiten Weltcup dieser Saison. Viele FahrerInnen schwärmen von der grossartigen Atmosphäre und den vielen Zuschauern am Weltcup in Nové Město na Moravě. Voller Erwartung fiebere ich dem Wettkampftag entgegen – mal schauen, ob die grosse Tribüne im Biathlonstadion und die beiden Tribünen im Wald gefüllt werden!
Obwohl ich unterdessen ein paar UCI-Punkte gesammelt habe und mein Punktestand grösser ist als letztes Jahr, muss ich immer noch von ganz weit hinten starten. Auch wenn die Startrunde im Vgl. zu Albstadt länger breit ist, habe ich Mühe, am Start viele Positionen gutzumachen: Denn ich bin nicht die Einzige, die dieses Vorhaben hat und so wird vom Startfeld die ganze Breite des Weges genutzt. Irgendwie müssen ausgerechnet die Fahrerinnen vor mir zurückfallen resp. langsamer werden und dann komme ich teilweise schlecht rechts oder links vorbei, weil bereits andere Fahrerinnen von hinten vorbeifahren… Und so muss ich immer wieder abbremsen, um danach noch stärker in die Pedale treten zu müssen, was ziemlich viel Energie kostet.
Beim Dual Uphill entscheide ich mich in der Startrunde für die linke Linie, was aber ein Fehler ist, weil es dort früher zu stauen beginnt. Ich muss vom Rad steigen und rennen, wobei sich ein Pedal einer anderen Fahrerin in meinem Vorderrad verfängt und meine eine Speiche kaputt geht. Zuerst bin ich mir nicht sicher, ob die Speiche wirklich kaputt ist. Als das Rad aber ziemlichen Lärm macht und ich die kaputte Speiche sehe, ist es klar. Ob ich so weiterfahren kann? Mein Fokus zu Beginn des Rennens liegt nun leider eher auf dem Rad und der kaputten Speiche als bei der Aufholjagd. Bin ich nun gezwungen in der Techzone anzuhalten und das Rad zu wechseln, um dann nur alle gewonnen Positionen wieder zu verlieren 🥺?! Später erhalte ich aber von meinem Betreuer die Info, dass ein Radwechsel nicht notwendig sein sollte. So fahre ich „tack, tack, ding, ping“ mit einer defekten Speiche weiter und mache etwas Lärm. Zum Glück übertönen die Zuschauer meistens das von der Speiche verursachte Geräusch!
Ein paar Runden später fahre ich bei der „AC/DC“-Abfahrt mit meinem Lenker in einen Baum. Scheint so, als ob ich nicht gemerkt hätte, dass die schnellste Linie so nah an einem Baum vorbeiführt und ich etwas zu nah am Baum war 🙈. Zum Glück erschrecke ich nur etwas und kann einen Sturz gerade noch verhindern. Etwas später, nach dem Rennen wird sich aber herausstellen, dass der Lenker etwas darunter gelitten hat.
Angefeuert von den lauten Zuschauern mache ich Runde um Runde Ränge gut. In den letzten beiden Runden kämpfe ich jedoch mit Krämpfen, sobald ich aufstehe bzw. die Schläge über die Wurzeln auffangen muss. Beim Bergauffahren über die Wurzeln sind die Muskeln praktisch immer angespannt und können kaum entspannen. Trotzdem kann ich in der letzten Runde nochmals zulegen und meine bisherigen Rundenzeiten unterbieten, schaffe es aber leider nicht, erneut in die Top 30 zu fahren und beende das Rennen auf dem 37. Rang. Doch auf die Top 30 fehlen mir weniger als eine Minute.
Nach dem Resultat von Albstadt bin ich etwas enttäuscht über dieses Ergebnis, auch wenn es mein zweitbestes Weltcupresultat ist 🙈. Die nächsten Chancen kommen aber schon bald!
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