Vor Saisonbeginn ist immer eine gewisse Ungewissheit vorhanden, wie gut die eigene Form ist. Diese war dieses Jahr noch etwas grösser aufgrund meiner COVID-19-Erkrankung im Januar. Zudem stellt sich die Frage, wie fit die Konkurrentinnen bereits sind. Immerhin kann die Form auch anhand von Leistungstests bestimmt werden, doch sagen die nackten Zahlen noch relativ wenig darüber aus, wie man sich dann in einem Rennen schlägt, dazu später mehr.
Die Vorfreude auf den Saisonauftakt in Haiming (AUT) war riesig, vor allem nachdem ich von der Streckenbesichtigung zurückkam. Ich konnte kaum aufhören von der herausfordernden Strecke zu schwärmen und meine Augen glänzten, wenn ich daran dachte, hier am nächsten Tag ein Rennen bestreiten zu dürfen. Das Fahren auf der sehr natürlichen Strecke machte unglaublich Spass! Doch nicht nur aus den Augen einer Mountainbikerin war die Strecke grossartig, sondern sie war auch landschaftlich äusserst attraktiv: Die Strecke schlängelte sich durch einen wunderschönen Föhrenwald.
Die Lufttemperatur war noch relativ tief, doch die Strecke mit ihren steilen Aufstiegen über die vielen Wurzeln heizte schön ein. Der Boden war trocken und staubig und erinnerte mich ein wenig an die Trainings eine Woche davor im Walliser Haupttal. Die Strecke gestaltete sich sehr abwechslungsreich: wurzelige und steinige Passagen, steile Aufstiege und Abfahrten und viele Richtungswechsel kennzeichneten die Strecke. Es gab kaum Zeit, sich zu erholen. Ständige Konzentration war gefragt. Nebst vielen Nadeln bedeckten auch einige Föhren-Zapfen den Boden. Schneeheiden zierten den Streckenrand und sorgten für einen pinken Farbtupfer inmitten des Föhrenwaldes.
Am Sonntagmorgen steigt die Nervosität an, mein erstes Rennen dieser Saison steht vor der Tür. Im renommierten Startfeld muss ich mich leider ganz hinten einreihen. Zwei Neunzig-Grad-Kurven gleich nach dem Start machen mir die Aufgabe nicht leichter, mich gleich nach dem Start nach vorne zu arbeiten, um dann bei den schmalen Passagen flüssig durchfahren zu können. Ich kann zwar ein paar wenige Plätze gutmachen, doch komme ich in der Startrunde mehrfach in den Stau bzw. zum Stillstand oder muss vom Rad, weil die Fahrerinnen gleich vor mir bereits dasselbe tun.
Danach wäre die Mission eigentlich gewesen, die verlorene Zeit bzw. zumindest einen Teil davon, wieder aufzuholen. Allerdings tue ich mich schwer, meinen Rennrhythmus zu finden und die Aufstiege richtig hochzujagen. So kämpfe ich darum, den Anschluss an einige Fahrerinnen vor mir nicht zu verlieren, anstatt diese zu überholen…. Schlussendlich tauchen auch noch Atemprobleme auf, welche es mir erschweren, an mein Limit gehen zu können.
Die Zeitabstände zwischen den einzelnen Fahrerinnen auf der herausfordernden Strecke sind gross, weshalb mich leider die 80%-Regel erwischt und ich das Rennen frühzeitig beenden muss. Konsterniert stehe ich am Streckenrand und frage mich, ob meine Form so schlecht ist, obwohl die eingangs erwähnten Leistungstests eigentlich etwas anderes andeuteten oder ob ich einfach einen besonders schlechten Tag erwischt habe und noch das eine oder andere Rennen benötige, um so richtig in Form zu kommen? Sicher ist, dass der Saisonauftakt für mich mit einer grossen Enttäuschung geendet hat und dass ich hoffe, mich nun von Rennen zu Rennen steigern zu können.
Nichtsdestotrotz hatte ich viel Spass auf der Strecke und freue mich auf das nächste Rennen in Leukerbad! 😊
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