2023AufholjagdBaselBikefestival BaselBiXS Performance Race TeamBPRTCrosscountryEliteHeimrennenHitzeMountainbikePferderennbahnRennberichtRennenSchänzliSchlusssprintSchweizSwiss Bike Cuptaktische SpielchenWettkampf
Nach fast drei Wochen Höhentrainingslager auf dem Albula Hospiz und etwas Off-Season-Feeling aufgrund Schneefalls steht mit dem Heimrennen, dem Bikefestival Basel, der nächste Formtest auf dem Programm. Obwohl es in den letzten zwei Wochen fast ausschliesslich schönes Wetter war auf dem Albulapass und die Temperaturen wieder stiegen, treibt einem die Hitzewelle im Unterland doch noch ein paar Schweisstropfen mehr auf die Stirn.
Den Start erwische ich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht gut: Ich bin im Fahrerinnenfeld eingeklemmt und kann keine Positionen gutmachen – im Gegenteil: auf der Seite überholen Fahrerinnen, welche sich weiter vorne einreihen und so die Fahrerinnen in der Mitte nach hinten gedrängt werden.
Nach der ersten grossen Runde finde ich mich lediglich auf dem 19. Rang wieder und muss eine Aufholjagd lancieren. Ich investiere viel, auch in der Fläche. So gelingt es mir, Gruppe um Gruppe einzuholen.
Mein Problem ist jedoch, dass ich noch weiter nach vorne möchte, aber selten bis nie auf die Unterstützung der anderen Fahrerinnen zählen kann. Entweder möchten oder können sie das notwendige Tempo nicht mitführen. So muss ich in der Fläche viel im Wind fahren, was dementsprechend Energie kostet. Ich möchte aber auch nicht immer den anderen Fahrerinnen helfen und die Arbeit für sie erledigen, sodass sie mich später wieder abhängen oder im Schlussspurt schlagen können.
Vor mir befindet sich eine grössere Gruppe. Diese bemerken aber, dass ich und weiter hinten noch andere Fahrerinnen am Heranbrausen sind. Nach einem kurzen Wortwechsel in der Gruppe vor mir entsteht Unruhe, ein paar beginnen zu sprinten, das Tempo wird erhöht. Ich beginne ebenfalls zu sprinten und kann den Anschluss an die Gruppe herstellen. Anstatt mich aber einfach hinten im Windschatten zu erholen, übernehme ich gleich wieder Führungsarbeit. Es sind mit mir aber nur ungefähr drei Athletinnen, die sich untereinander abwechseln. Der Rest sitzt hinten im Windschatten und macht keine Anstalten dafür zu sorgen, dass wir schneller vorwärtskommen. Unten bei der Bananenbrücke angekommen, wird es Zeit, etwas Chaos in die Gruppe zu bringen, diese möglichst zu sprengen und mich auf die Verfolgung einer weiteren Gruppe vor mir zu machen: Ich attackiere. Nach dem Anstieg und der Abfahrt sind wir nur noch zu dritt unterwegs. Ich habe zwar eine kleine Lücke zu den beiden hinteren Fahrerinnen, lasse sie aber aufschliessen, damit wir möglichst zusammenarbeiten können.
Eine Fahrerin verweigert die Führungsarbeit. Wir fordern sie dazu auf, auch im Wind draussen zu fahren. Da sie immer noch keine Anstalten dazu unternimmt, fahre ich so, dass sie möglichst wenig vom Windschatten profitieren kann. Im nächsten Anstieg gilt es wieder, das Tempo zu erhöhen und sie möglichst abzuschütteln, was gelingt.
Als ich mit fortgeschrittener Renndauer zu einer Zweier-Gruppe aufschliessen kann, fahre ich gleich mit Tempoüberschuss vorbei, damit sie etwas überrascht werden und möglichst nicht meinen Windschatten nutzen können – in der Meinung, dass dies die letzte Runde ist. Weil ich einen Überlegungsfehler gemacht habe bei der Vorbereitung der WOO-Bidons und einen zu viel bereitgemacht habe, bin ich plötzlich unsicher, ob ich mich in der letzten oder erst zweitletzten Runde befinde. “Habe ich in jeder Runde den Bidon mit der aktuellen Rundenzahl erhalten oder wurde der erste Bidon weggelassen, sprich die Zahl auf dem Bidon ist eins höher als die aktuelle Rundenzahl? Von der Renndauer her müsste es fast noch eine Runde mehr gehen.“ Als wir uns auf dem kurvigen Trail entlang der Birs befinden, rufe ich meiner Mutter zu, um die noch zu fahrende Rundenzahl zu erfahren. „Es gilt also doch noch eine Runde zu fahren. Dann fahre ich etwas mit den anderen zwei zusammen und hoffe, dass sie auch Führungsarbeit übernehmen.”
In der letzten Runde kommt es dann ausgangs Pferderennbahn vermehrt zu taktischen Spielereien, Tempo wird rausgenommen, da niemand im Wind fahren möchte. Gegen vorne scheint die Lücke zu gross, um weitere Ränge gutmachen zu können. Bereits distanzierte Fahrerinnen schaffen den Anschluss erneut. Im letzten Anstieg attackiere ich von Neuem. Es wird nochmals selektioniert, und ich kann eine Lücke zu den hinteren Fahrerinnen meiner Gruppe schaffen. Beim steilen Anstieg im Wald kann ich jedoch das Hinterrad von Virág Buzsáki nicht mehr halten, auch wenn ich noch so auf die Zähne beisse.
So sind wir noch zu zweit. Auf dem Rückweg ins Schänzli werde ich Lea Huber jedoch nicht mit einer kleinen Attacke los. So spare ich meine letzten Körner für einen Zielsprint. Wir kommen zu zweit wieder auf die Pferderennbahn. Auf der Zielgeraden ziehe ich den Sprint von vorne an, kann mich mit letzter Kraft durchsetzen und mir schlussendlich den 7. Rang sichern.
Ich ärgere mich ein wenig über den verpatzten Start, denn ohne diesen wäre heute vielleicht noch mehr drin gelegen. Mit meiner Aufholjagd und meiner physischen Leistung bin ich aber sehr zufrieden und zeigt mir, dass ich wieder in Form bin.
Im Ziel werde ich dann nicht nur von bekannten Gesichtern, sondern erstmals auch von Swiss Sports Integrity für eine Dopingprobe erwartet. An dieser Stelle entschuldige ich mich, dass ich deshalb nach dem Rennen eine Zeit lang nicht auffindbar war.
Aufgrund der super Team-Leistung des ganzen BiXS Performance Race Teams werden wir als bestes Team des Tages geehrt.
Vielen Dank an die Organisatoren und alle freiwilligen Helfer, welche diesen Event jedes Jahr möglich machen! Eure harte Arbeit, auch über das ganze Jahr, ist erstklassig und widerspiegelt sich in diesem wunderbaren Anlass! Herzlichen Dank auch an alle Fans, welche trotz Hitze ins Schänzli kamen und für eine grossartige Stimmung sorgten!
Kommentieren