Nach 30 Jahren steht die Dernière des Bikefestival Basels (BFB) an. Seit 2018 war das BFB mein Heimrennen, auf welches ich mich aufgrund der speziellen Stimmung und vielen Fans am Streckenrand immer besonders gefreut habe. Für die Dernière ist perfektes Wetter vorhergesagt, auch wenn manche es vielleicht gerne etwas kühler gehabt hätten. Das ganze Wochenende über bleibt es trocken und nach einem etwas grauen Morgen kommt die Sonne vor den Elite-Rennen am Sonntag dann doch auch noch zum Vorschein. Und sogleich wird es heiss.
Nach einer längeren Rennpause im Sommer ist es das erste Rennen, welches auf dem Programm steht und den Auftakt in die zweiten Teil der Saison bildet. Dementsprechend gross ist die Ungewissheit über den Formstand im Vergleich zu den Konkurrentinnen. Auch bei den Rennvorbereitungen muss ich wieder etwas mehr überlegen, damit nichts vergessen geht. Bin schon etwas aus der Übung gekommen. 😉
Um 12.00h werden wir dann zum letzten Mal auf diese Strecke geschickt. Zuerst absolvieren wir eineinhalb Bahnrunden auf der Pferderennbahn, gefolgt von sechs grossen Runden. Beim Start komme ich am besten weg und setze mich sogleich an die Spitze.
Da niemand anderes führen will und ich allein im Wind fahren muss, gibt es eine gemütliche erste Bahnrunde. Vor dem Ausgang der Pferderennbahn wird das Tempo erhöht, da die Strecke weniger Platz bietet. Kurz darauf ergreift Alessandra Keller die Initiative und drückt dem Rennen den Stempel auf. Der Birs entlang preschen wir Richtung “Bananenbrücke”. Beim Anstieg zum Gempen Nord Trail forciert Alessandra nochmals das Tempo. Sie macht also ernst und hämmert den Anstieg hoch, gefolgt von Ronja Blöchlinger und mir. Doch es gelingt ihr vorerst nicht, ihre ärgsten Widersacherinnen abzuschütteln. Für eine gewisse Vorselektion reicht es aber.
Zurück im Schänzli, fällt das Tempo wieder zusammen. Niemand reisst sich um die Führung, wodurch bereits abgehängte Fahrerinnen wieder aufschliessen und nach vorne fahren können. Als Alessandra im Anstieg erneut das Tempo verschärft, befinde ich mich an der nicht optimalen fünften Position. Eingangs Wald gelingt es mir, eine Fahrerin zu überholen. Die Schweizermeisterin drückt dermassen aufs Tempo, dass bereits Lücken aufgehen. Nun muss ich mit einem Extra-Effort versuchen, wieder zu ihr aufzuschliessen. Angepeitscht von meinen Fans jage ich ihr nach. Bis oben habe ich alle anderen Fahrerinnen überholt, doch die Nidwaldnerin hat bereits einen ordentlichen Vorsprung. Also begebe ich mich auf die Verfolgung und lege mich ordentlich ins Zeug, um wieder zu ihr aufschliessen zu können.
Ich wage nicht zurückzuschauen, ob die Gruppe hinten näherkommt. Bis zum Schänzli habe ich die Lücke geschlossen. Die Verfolgerinnen liegen sechs Sekunden zurück. Wir arbeiten zusammen und können den Vorsprung kontinuierlich ausbauen. Unsere Rundenzeiten werden von Runde zu Runde schneller.
Vom Streckenrand erhalte ich viel Unterstützung, was ich sehr geniesse – danke vielmals! In der zweitletzten Runde vermag ich Alessandra nicht mehr ganz zu folgen und muss abreissen lassen. Doch auf die Verfolgerinnen kann ich den Vorsprung weiterhin ausbauen. Mit elf Sekunden Rückstand auf Alessandra begebe ich mich auf die letzte Runde.
Ein allerletztes Mal geht es über die “Bananenbrücke” und den steilen Anstieg im Wald hoch. Mein Vorsprung von einer Minute und einundvierzig Sekunden auf die erste Verfolgergruppe ist gross genug, dass ich mir ungefährdet den zweiten Rang sichern und die Zieleinfahrt vor heimischem Publikum geniessen kann. Beim letzten Mal klappt es nun doch noch, beim Heimrennen unter die Top 3 zu fahren, vierundzwanzig Sekunden hinter Schweizermeisterin Alessandra Keller.
Ich möchte mich ganz herzlich bei den Organisatoren für ihren Einsatz fürs Bikefestival Basel und den Mountainbikesport in der Region in den letzten dreissig Jahren bedanken. Ein grosses Dankeschön geht auch an alle ehrenamtlichen Helferinnen, welche diesen grossartigen Event möglich gemacht haben! Und an meine Fans, welche mich über all die Jahre am Streckenrand lautstark unterstützt haben – ihr seid grandios!
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